Rolf Hochhuth ist einer der wenigen Exponenten einer auf dokumentarischer Recherche gegründeten Geschichtsdramatik, die wichtige Beiträge zur Entwicklung des Welttheaters geleistet hat. Seit dem »Stellvertreter« (1963) steht der Name Rolf Hochhuth für politisches Theater par excellence. Hochhuth will durch seine Dramen den Zuschauer aufklären und dadurch verändern. Die Bühne reflektiert den politischen Ernstfall, um richtiges und falsches Handeln zu untersuchen – immer im Bewusstsein der Kantischen Maxime, dass »die Politik keinen Schritt tun darf, ohne vorher der Moral gehuldigt zu haben.« Rolf Hochhuth erneuert damit die Tradition der antiken Dramatik, die immer politisch war, nämlich Räsonnement und Debatte über Grenzfälle des Gemeinschaftslebens in der Polis in Szene setzte. Er verbindet diese Tradition mit dem kritischen Bewusstsein der Aufklärung und einer modernen Auffassung des Theaters als historisch inspiriertes Handlungs- und Haltungsexperiment.