Das Werk von Siegfried Matthus knüpft nahtlos an die Tradition des Weimarer Musenhofes an, wonach Kunst dort ihre Vollendung erreicht, wo Literatur, Sprache, Schauspiel, Gesang, Tanz und Musik, Malerei, Skulptur sowie Architektur und Landschaft einander ergänzen. Matthus beharrt beim Komponieren seit nunmehr einem halben Jahrhundert auf der Begegnung von Musik und Literatur, Architektur und Gartenkunst, überhaupt von Kunstgattungen auf Augenhöhe. Entsprechend ist Weimar für Siegfried Matthus – selbst von berühmten Komponisten ausgebildet, Meisterschüler von Hanns Eisler und Enkelschüler von Arnold Schönberg – ein Inspirationsfeld. Seit den Anfängen in den 1960er Jahren werden seine Kompositionen in der Klassikerstadt aufgeführt. Zwei Opern-Uraufführungen fanden am Deutschen Nationaltheater Weimar statt: „Omphale“ 1976 nach Peter Hacks, der mit seinem Werk eine Aktualisierung der Goetheklassik propagierte, sowie „Die unendliche Geschichte“ nach Michael Ende im Jahre 2004. Schon ab den 1970er Jahren gewann Siegfried Matthus internationale Aufmerksamkeit und Anerkennung. Sein Orchesterkonzert „Responso“ – musikalisches Material von alten Meistern wie Strawinski, Mendelssohn, Mahler, Verdi und Bach dialogisch aufnehmend – erklang 1979 vor der UNO in New York. Mit der Konzertreihe ‚Kammermusik im Gespräch‘ von 1966 bis 1988 an der Komischen Oper Berlin ermöglichte Siegfried Matthus gegen die geltende DDR-Kulturpolitik hunderte von Ur- und Erstaufführungen von musikalischen Werken außerhalb des sozialistischen Kanons, was die Verständigung zwischen Ost und West förderte und inspirierte. Der kostbarste Klang liefert dem Opernkomponisten dabei stets die menschliche Stimme – in der Traditionslinie von Mozart bis Richard Strauss.